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WS 2015/2016

 

Vorlesung | Wozu erforschen wir die Geschichte der Philosophie? Vom Nutzen und Nachteil der Philosophiegeschichte für das Philosophieren

 Mo 14-16 Uhr c.t. | KG I, HS 1098

Catherine König-Pralong

 

Soll man, wenn man Philosophie studiert, sich eher mit der Geistesgeschichte befassen oder lieber mit gegenwärtigen systematischen Fragen? Seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts, das durch den Streit zwischen analytischer und kontinentaler Philosophie geprägt wurde, gehört diese reflexive Problematik zu den dringendsten Aufgaben der Philosophie. Besonders im deutschen und französischen Kulturraum fällt auf, dass ein großer Teil des Philosophie-Studiums – und auch der Forschung – heute geschichtlich ausgerichtet ist.

An den deutschen Universitäten wird die Disziplin Philosophie häufig durch das Studium und die Erforschung ihrer Geschichte betrieben. Wir philosophieren mit anderen Philosophen, indem wir ihre Schriften lesen und diskutieren. Diese intellektuelle Praxis ist nicht selbstverständlich und hängt ebenfalls mit einem geschichtlichen Prozess zusammen: Sie setzte sich im 19. Jahrhundert dank des humboldtschen Bildungssystems und an der neuen Forschungsuniversität durch. Im Laufe des 19. Jahrhunderts implizierte darüber hinaus diese Historisierung der Vernunft eine Rationalisierung der Geschichte – in der Form verschiedener Geschichtsphilosophien. In dieser Vorlesung werden wir diese philosophiegeschichtlichen Konstellationen, deren epistemologischen Begründungen und methodologischen Ansätze rekonstruieren, um sie kritisch zu diskutieren. Unsere Rekonstruktion fängt mit dem Ansatz von Jacob Brucker an, der nach 1730 auf die Etablierung einer kritischen Philosophiegeschichtsschreibung hinarbeitete, um daraufhin einige der wichtigsten Entwicklungen der Disziplin zu verfolgen bis hin zur Theorie des Paradigmenwechsels von Thomas Kuhn (1962). 

 

 

Hauptseminar | Cusanus, Bruno und die Entdeckung des Unendlichen - Historiographische Perspektiven über den Anfang des modernen Denkens

 Mi 16-18 Uhr c.t. | KG I, HS 1132

 Mario Meliadò, Zornitsa Radeva

Geschichte der Philosophie zu schreiben ist keine neutrale Praxis. Im 18. und 19. Jahrhundert, als die Philosophiegeschichtsschreibung zu einer universitären Disziplin wurde, arbeitete sie in erster Linie der historischen Legitimation und der theoretischen Selbstdefinition der modernen Vernunft zu. Die Historiker der Philosophie entdeckten bestimmte Denker wieder, in denen sie die Präfiguration oder den Anbruch der eigenen modernen Epoche erkannten. Das Seminar befasst sich mit der Frage, warum gerade Nikolaus Cusanus (1401–1464) und Giordano Bruno (1548–1600) eine grundlegende Rolle in der Ursprungserzählung der neuzeitlichen Rationalität beigemessen wurde und was diese historiographische Geste für das Selbstverständnis der philosophischen Moderne besagt. Der paradoxale Zusammenhang zwischen dem katholischen Kardinal Cusanus und dem in Rom als Ketzer verbrannten Bruno wurde namentlich anhand ihrer Auffassung vom Begriff des Unendlichen erblickt und rekonstruiert. Hierin erkannte die moderne Vernunft eine ihrer eigentlichsten Triebfedern, und zugleich die Wurzeln einer kulturellen Wende, die mehrere Wissensbereiche erschütterte: von der Ablösung des scholastisch-aristotelischen Weltbildes durch ein mathematisch inspiriertes alternatives Verständnis der Natur bis zu einer Neuformulierung vom Verhältnis Gottes zum Menschen und zum Kosmos.

Im Lichte der geschilderten Problemkonstellation verfolgt das Seminar einen zweifachen Zweck. Zum einen wird eine Einführung in die Philosophien von Nicolaus Cusanus und Giordano Bruno beabsichtigt: leitend ist dabei das Konzept des Unendlichen und seine Implikationen auf metaphysischer, kosmologischer und anthropologischer Ebene. Zum anderen soll diese Einführung auf unkonventionelle Weise geschehen: bestimmend ist für uns die historiographische Perspektive des 18. und 19. Jahrhunderts, wodurch wir einen Einblick in die Mechanismen der Philosophiegeschichtsschreibung zu geben und die Reflexion über unsere eigene Praxis als Historiker der Philosophie anzuregen hoffen.

   
 
 
 
 
 
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