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SS 2016

 

Vorlesung | Eine Geschichte der Realität: Antike und mittelalterliche Realismen im Prisma der modernen Philosophiegeschichtsschreiburg

 Mo 14-16 Uhr c.t. | KG I, HS 1221

Catherine König-Pralong

 

Als Anspruch, das Seiende adäquat zu beschreiben, oder Versuch, Erkenntnis zu begründen, setzen die meisten philosophischen Ansätze und die verschiedensten Systeme der Philosophie den Realitätsbegriff implizit oder explizit ins Zentrum ihrer Konstruktionen. Diese Vorlesung schlägt eine philosophiegeschichtliche Untersuchung der unterschiedlichen, manchmal widersprüchlichen Bedeutungen vor, die der Realitätsbegriff im Laufe der Philosophiegeschichte und in den Rekonstruktionen der modernen Philosophiegeschichtsschreibung aufweist. Seit dem 18. Jahrhundert wurde die antike Philosophie häufig als eine Gigantomachie betrachtet, in der der objektive Idealismus von Platon vom Empirismus des Aristoteles angefochten wurde. Auf dem Spiel stand die Bestimmung des wahren Seienden, d.h. des real Existierenden, als ewige Idee oder als Form des Einzelnen und Vergänglichen. In den modernen Rekonstruktionen der mittelalterlichen Philosophie wurde demzufolge der Universalienstreit – die Debatten zwischen sogenannten „Realisten“ und „Nominalisten“ –  als ein philosophisches Schauspiel konzipiert, in dem die alte Auseinandersetzung des Aristoteles mit Platon neue logische, erkenntnistheoretische und ontologische Prägungen aufwies. Im 18./19. Jahrhundert, in der Gegenwart der modernen Philosophiehistoriker, die Aristoteles, Platon und den mittelalterlichen Universalienstreit eingehend erforschten und gezielt inszenierten, verlagerte sich die Frage nach der Bestimmung der Realität auf ein anderes Terrain. Dem neu konzipierten Empirismus der Pragmatiker und Materialisten setzten sich die (deutschen) Anhänger des subjektiven Idealismus entgegen, die die Realität mit dem Geist identifizierten. Diese grundlegende Auseinandersetzung bestimmte umgekehrt die Art und Weise, wie Philosophiehistoriker der beiden Tendenzen die Philosophiegeschichte schrieben und das historische Schicksal des Realitätsbegriffs erschlossen. 

 

Proseminar | Cusanus, Ficino und die Theorie(n) der mens in der Renaissance

 Di 14-16 Uhr c.t. | Peterhof, R4

Mario Meliadò, Zornitsa Radeva

 

Nikolaus Cusanus (†1464) und Marsilio Ficino (†1499) gelten als Hauptdenker einer Epoche kulturellen Umbruchs, die die Philosophiehistoriker oft durch die umstrittene Kategorie der „Renaissance“ beschreiben und konzeptualisieren. Beide Autoren versuchten, ein neues Wissens- und Traditionsmodell vorzuschlagen, das außerhalb und teilweise gegen die Universitätsphilosophie erarbeitet wurde, wobei man die Herrschaft des Aristoteles in Frage stellte und einen alternativen, platonisch geprägten Quellenkanon erschloß. Cusanus und Ficino beschreiten allerdings deutlich verschiedene Wege, wenn sie in ihren Schriften ihr Philosophen– und Weisheitsideal entwerfen. Auf der Spur der sokratischen Unwissenheit inszeniert Cusanus die Figur eines Laien (idiota), der sich explizit vom Buchwissen und autoritätsbezogenen Denken distanziert und eine Harmonisierung der philosophischen Wege beansprucht. Ficino versteht sich als Seelenarzt, dessen Heilmittel aus jener antiken Tradition (prisca theologia) stammen, die er durch eine monumentale Übersetzungs- und Kommentierungsarbeit der gesamten platonischen Bibliothek wiederherstellt.

In unserem Seminar versuchen wir, Cusanus und Ficino ausgehend von ihren unterschiedlichen philosophischen Projekten doch in Dialog zu bringen. Als Thema dieses Dialogs haben wir die Theorie der mens (Geist, Vernunft) ausgewählt, da sie uns erlaubt, einen einführenden, synoptischen Blick auf mehrere Kernaspekte ihrer jeweiligen Lehren zu werfen. Es ist nämlich der mens-Begriff, der uns beobachten lässt, wie nach Cusanus und Ficino der Mensch die Welt erkennt; wie er sich selbst als eine metaphysisch privilegierte Komponente dieser Welt herausstellt; schließlich wie er dem Göttlichen begegnet und es berührt. So disparat die Gesichtspunkte sein mögen, die unsere zwei Gesprächspartner über die mens hineinbringen, so ist doch ihr gemeinsames Bestreben sichtbar, einen alternativen Diskurs in Gang zu setzen, der sich demjenigen der Universitätsphilosophie über den intellectus gegenüberstellen lässt.

   
 
 
 
 
 
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